Ein Rätsel³

Der König und der Tischler

Es war einmal vor langer Zeit. Da gab es einen König. Dieser war sehr geizig, was seine Mitmenschen immer wieder zu spüren bekamen. Seine Bediensteten waren froh, wenn sie am Ende auch nur die Hälfte des versprochenen Lohnes ihr Eigen nennen konnten. So sehr wie der König das Geldausgeben hasste, so sehr liebte er es, Geschenke zu bekommen. Dies galt besonders für außergewöhnliche Dinge, die noch niemand sonst besaß.

Eines Tages kam der neue Dorftischler durch das Burgtor gelaufen. In einer stürmischen Winternacht wurde - wie schon so oft zuvor - das Dachgestell eines der vielen Türme ramponiert und musste wieder gerichtet werden. Mit der Anweisung, doch nur das nötigste zu reparieren und tunlichst auf teure Materialien zu verzichten, schritt der junge Handwerker zur Tat. Als der König noch am selben Abend von seiner Jagd zurückkam, strahlte ihm das kleine Türmchen in neuem Glanze entgegen. Empört über den Hungerlohn den er erhielt, machte sich der Tischler wieder auf den Heimweg. Noch während er den langen Burgweg hinunterging, schmiedete er einen Plan, wie er doch noch an seinen gerechten Lohn kommen sollte...

Einige Zeit später, es war bereits wieder Frühling, stand ein seltsames Gebilde in einem der höfischen Steingärten. Aus einem Brief erfuhr der König, dass dies ein Geschenk des Tischlers sei, und dieser ihm eine Aufgabe stellen möchte, die da lautete:

"Ein Kreis, ein Dreieck und ein Quadrat. Finde ein Objekt, welches durch all diese Öffnungen hindurchpasst. Dabei muss es sie ganz ausfüllen, kein Grashalm darf beim Hindurchschieben mehr dazwischenpassen."

Sollte der König das Rätsel innerhalb von sieben Tagen lösen, so würde ihm der Tischler bis zu seinem Lebensende treue Dienste Leisten - ohne auch nur den geringsten Lohn dafür zu verlangen. Sollten jedoch diese sieben Tage ohne eine Lösung verstreichen, so möge der König ihm das siebenfache seines damaligen Hungerlohns auszahlen. Mit der Überzeugung das beste Geschäft seines Lebens zu machen stimmte der König zu. Eine Woche später war der Tischler von seinen Geldsorgen befreit und des Königs Höhenflüge dahin. Noch immer in Unwissenheit irrend, verbannte er seinen Hofnarr in den Steingarten um das Rätsel zu lösen. Er sollte diesen Ort nicht mehr verlassen, solange er das Rätsel nicht gelöst hätte.

Und da saß er dann - der arme Narr - viele lange, dunkle Jahr.